Corona-Debatte nicht auf Reiserückkehrer verengen

“Klassischer Pauschalreisetourismus ist nicht das Problem” / Umfassende Teststrategie gefordert

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Seit einigen Wochen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) steigende Corona-Fallzahlen in Deutschland. Ungerechtfertigter Weise verengt sich die öffentliche Debatte auf Reiserückkehrer. Daher ist es aus Sicht des Deutschen Reiseverbandes (DRV) nötig, die vorliegenden Infizierten-Zahlen einer genaueren Analyse zu unterziehen.

Die Analyse zeigt zunächst, dass Deutschland mit Abstand der wahrscheinlichste Ort ist, um sich mit dem Coronavirus zu infizieren. 39 Prozent derjenigen, die in der vergangenen Woche in Deutschland positiv auf Corona getestet wurden, haben sich vermutlich im Ausland angesteckt. Als wahrscheinlichste Infektionsländer werden – nach Deutschland – Kosovo, Türkei, Kroatien, Bulgarien sowie Bosnien und Herzegowina genannt. „Das zeigt, dass die hohe Anzahl von Infektionen insbesondere aus Destinationen mit einem sehr hohen Anteil an ethnischem Reiseverkehr herrührt. Gemeint sind Reisen zu Freunden, Familien und Verwandten, die oft mit dem eigenen PKW und in aller Regel individuell organisiert werden“, ordnet DRV-Präsident Norbert Fiebig die vorliegenden Zahlen ein.

Um das Coronavirus effektiv zu bekämpfen, ist es wichtig, Entscheidungen objektiv und faktenbasiert zu treffen. Daher ist die Ausweitung der Testkapazitäten sowie die Pflichttests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten ausdrücklich zu begrüßen. Die Debatte um die steigenden Corona-Zahlen darf aber nicht auf Reiserückkehrer verengt werden. Zudem muss unbedingt zwischen weitgehend unkontrolliertem ethnischen Reiseverkehr und dem klassischen Pauschalreisetourismus unterschieden werden. Der organisierte Tourismus ist nur in äußerst geringem Umfang von Corona-Infektionen betroffen. Den deutschen Reiseveranstaltern ist nur eine sehr geringe Anzahl an Fällen bekannt. Dies bestätigte eine aktuelle Abfrage unter den im DRV organisierten Reiseveranstaltern.

Pauschalreisen kein größeres Risiko als Besuch am Badesee

Allgemein stellt die Pauschalreise per se kein größeres oder kleineres Risiko dar, als etwas der Besuch eines Badesees im Umland oder eines Restaurants im Stadtzentrum. „Es kommt darauf an, dass wir alle, egal ob im In- oder im Ausland, die Abstands- und Hygieneregeln beachten und konsequent befolgen. Ausreißer gibt es immer und überall, aber die überwiegende Mehrheit der Pauschalreisenden hält sich an diese Regeln – am Flughafen ebenso wie in den Hotels, in den Restaurants, oder am Strand“, so Norbert Fiebig weiter.

Es liegt im Eigeninteresse der Pauschalreiseveranstalter, gemeinsam mit der Bundesregierung das Coronavirus zu bekämpfen. Alle großen Reiseunternehmen haben daher bereits frühzeitig Hygieneprotokolle implementiert. Im Fall der Fälle lassen sich Infektionsketten nahezu lückenlos nachverfolgen, da An- und Abreisen sowie Hotelaufenthalte sorgfältig dokumentiert sind.

Negativer Corona-Test vor Ausreise aus der Türkei Pflicht

Was die Türkei betrifft, müssen die Gäste der deutschen Reiseveranstalter allesamt einen negativen Corona-Test vorweisen, bevor sie wieder ins Flugzeug steigen und die Heimreise antreten. Zumindest auf dem Luftweg sollte es damit nahezu unmöglich sein, das Virus mitzubringen. Besonderes Augenmerk sollten Politik und Behörden also auf Rückkehrer auf dem Landweg legen.

„Wir brauchen eine umfassende und klare Teststrategie. Je mehr wir testen, desto genauer kennen wir die Lage. Daher ist es richtig, ausnahmslos alle Reisenden aus Risikogebieten zu testen und wünschenswert, dass sich auch andere Rückkehrer freiwillig testen lassen. Die Politik muss zudem mit Blick auf den ethnischen Reiseverkehr und Länder des Westbalkans schärfer kontrollieren, ob die bestehenden Vorschriften auch eingehalten werden“, so Norbert Fiebig.

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