Befragung zeigt hohe Nachhaltigkeitsorientierung im Tourismus auch nach Corona-Krise

Nachhaltigkeit | Pressemeldungen

Nachhaltigkeit wird in der Corona-Erholungsphase sowie nach der Corona-Krise in deutschen und österreichischen Tourismusunternehmen weiterhin eine Rolle spielen – dies ist zentrales Ergebnis einer Befragung zum Stellenwert von Nachhaltigkeit in der Reisebranche im Zusammenhang mit der aktuellen Krise, die in Kooperation zwischen ZENAT (Zentrum für Nach-haltigen Tourismus an der HNE Eberswalde), TourCert sowie Futouris e.V. durchgeführt wurde.

Ziel der im Juni durchgeführten Online-Befragung war es, herauszufinden, wie Inhaber*innen und Manager*innen deutscher und österreichischer Tourismusunternehmen, -verbände und -organisationen den Stellenwert von Nachhaltigkeit in der Corona-Erholungsphase und einer künftigen Post-Corona-Welt einschätzen. Es sollte ermittelt werden, ob während und nach der Krise eine – ggf. sogar verstärkte – Bereitschaft existiert, Nachhaltigkeitsziele im Tourismus umzusetzen oder ob im Gegenteil zu befürchten ist, dass solche Ziele mit Hinblick auf die massiven wirtschaftlichen Probleme der Branche in den Hintergrund gestellt werden.
Untersuchte Kernthemen waren u.a. wahrgenommene Auswirkungen der Corona-Krise auf den Tourismus und nachhaltigkeitsbezogene Einstellungen von Unternehmensinhaber*innen bzw. -manager*innen in Bezug auf den Tourismus als Ganzes sowie im Hinblick auf das eigene Unternehmen im Kontext der Krise.

Die Befragung wurde durch die deutschen und österreichischen Spitzenverbände an ihre Mitglieder verteilt. Insgesamt nahmen 607 Tourismusunternehmen und Organisationen mit Sitz in Deutschland und Österreich teil, wobei 2/3 der Rückläufe von österreichischen Unternehmen kamen. Ca. 60% der Befragten repräsentieren Unternehmen aus dem Gastgewerbe, weitere 20% Tourismusorganisationen (ein-schl. DMOs) und knapp 8% Reiseveranstalter bzw. -mittler.

Die Ergebnisse der Befragung geben insgesamt keine Hinweise, dass sich die Branche von bereits akzeptierten Nachhaltigkeitsmaßnahmen coronabedingt verabschiedet. Im Gegenteil, die Ergebnisse zeigen eine große Zustimmung zum Prinzip der Nachhaltigkeit sowie zur Bedeutung des Klimaschutzes. Eine überwiegende Mehrheit der Befragten erachtet ein solides Wirtschaften auf lange Sicht und mit Substanz als notwendig, um für zukünftige Krisen widerstandsfähiger zu sein, auch wenn dies zu einem geringeren Wachstum führt. Ebenso sollte die Anpassung an den Klimawandel sowie Klimaschutz im Tourismus für den überwiegenden Teil der Befragten höchste Priorität haben. Die allermeisten Befragten erwarten auch, dass künftig bei einer steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Urlaubsreisen, Destinationen, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, bevorzugt werden.
Die Zustimmung zu Nachhaltigkeitsaspekten ist allerdings etwas weniger stark ausgeprägt, wenn es um das eigene Unternehmen geht. So hält knapp die Hälfte der Befragten die Nachhaltigkeitsdiskussion zum jetzigen Zeitpunkt für sekundär, da im eigenen Unternehmen / Organisation gerade andere Sorgen und Prioritäten vorherrschen. Dies ist verständlich, angesichts der Tatsache, dass viele Tourismusunternehmen aktuell um das wirtschaftliche Überleben kämpfen.
Diese Zurückhaltung scheint allerdings nur im aktuellen Krisenbewältigungsmodus zu gelten, denn die große Mehrheit der Befragten möchten zukünftig ihre Unternehmensziele stärker an Zielen einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Dieser Wunsch wird durch die überraschend zahlreichen, konkreten und engagierten Antworten der Teilnehmer*innen auf die Frage nach künftig geplanten Maßnahmen verdeutlicht. Bei den über 730 durch die Teilnehmer*innen genannten Aktivitäten lag der Fokus vor allem in den Bereichen Management, Ökonomie und Umwelt. Nachhaltigkeitsorientierte Strategien werden als Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg in der Post-Corona-Zeit gesehen. So setzen mehr als die Hälfte der Befragten auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen und streben hierdurch eine Erhöhung der Attraktivität für die heimischen Märkte an.

Durch die Corona-Krise wird zunehmend die Frage gestellt, inwiefern das Produkt „Reisen“ durch die Krise selbst, aber auch durch sich wandelnde Konsumentenbedürfnisse, verändert wird und wie die Anbieter darauf reagieren müssen. Mittelfristig scheinen sich schon bestehende Nachhaltigkeitsüberzeugungen zu verstärken, bis hin zu ganz neuen Perspektiven, etwa in Bezug auf die Entdeckung des Naheliegenden und die Beachtung von natürlichen und sozialen Kapazitätsgrenzen.

Der gesamte Bericht steht hier zur Verfügung.


Futouris e.V.
Seit mehr als 10 Jahren steht die 2009 gegründete Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e.V. dafür, das natürliche und kulturelle Erbe unserer Welt zu bewahren und den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Gemeinsam entwickeln die bei Futouris engagierten Unternehmen Modellprojekte und Innovationen, die für mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit im Tourismus stehen. Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind Mittelständler und Marktführer, nationale wie internationale Unternehmen – was sie vereint, ist ein gemeinsamer Spirit. Sie wirken nicht nur vor Ort in den Destinationen, sondern setzen die Ergebnisse auch im eigenen Unternehmen in die Praxis um. Um die höchsten Standards bei der Qualifizierung der weltweit aufgestellten Projekte zu gewährleisten, wird Futouris von einem international besetzten Wissenschaftsbeirat unterstützt, der beratend bei der Projektentwicklung mitwirkt und die Projekte akkreditiert. Der Deutsche Reiseverband (DRV) sowie der Österreichische Reiseverband (ÖRV) unterstützen die Ziele von Futouris und engagieren sich aktiv im Rahmen einer Schirmherrschaft.

Weitere Informationen unter www.futouris.org.


ZENAT
Das Zentrum für Nachhaltigen Tourismus (ZENAT) ist ein Zusammenschluss von Tourismusexpert*innen an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Es widmet sich der Erforschung, Erprobung und Verbreitung neuer Erkenntnisse zum nachhaltigen Tourismusmanagement. Dies geschieht in einem breiten Netzwerk aus Wissenschaft, Bildung, Beratung und Praxis. Die Arbeit des ZENAT umfasst vor allem die Entwicklung und Durchführung von Drittmittelprojekten sowie von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen (z.B. Seminare, Workshops) für Praktiker*innen zu verschiedenen Themenfeldern des Nachhaltigen Tourismus. Die Fachkompetenzen liegen vor allem in den Bereichen Klimaanpassung und Klimaschutz, Biodiversität (Schutzgebiete), nachhaltiges Unternehmens- und Destinationsmanagement, Mobilität, Erneuerbare Energien und regionalökonomische Effekte des nachhaltigen Tourismus.

Die besondere methodische Kompetenz des ZENAT liegt in der Verknüpfung von Methoden der empirischen Sozialforschung mit naturwissenschaftlich orientierten Forschungs- und Erhebungsmethoden. Dabei stehen angewandte Forschung und Entwicklung mit hohem Praxisbezug im Vordergrund. Politikberatung für nachhaltigen Tourismus ist ein weiteres Handlungsfeld.


TourCert
Die unabhängige Zertifizierungsorganisation TourCert gGmbH wurde 2009 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ökologische, soziale und ökonomische Unternehmensverantwortung im Tourismus zu fördern. TourCert berät und begleitet Tourismusunternehmen und Destinationen bei der Umsetzung einer nachhaltigen und erfolgreichen Wirtschaftsweise und qualifiziert dahingehend mit Seminaren und Online-Trainings der TourCert Academy. Außerdem zertifiziert und verleiht das Unternehmen das TourCert Siegel für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Tourismus.

Alle von TourCert entwickelten Beratungs- und Managementsysteme beruhen auf den internationalen Qualitäts- und Umweltmanagementstandards nach ISO und EMAS sowie dem ISO-Leitfaden für Unternehmensverantwortung (ISO 26000). Die Kriterienkataloge wurden an den vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) veröffentichten Standards ausgerichtet und bildet die Basis der Zertifizierungssysteme für Hotels, Destinationen und andere Unternehmen.

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