Großes Interesse für die Themen rund um die Betrugsbekämpfung: Über 60 Teilnehmende informierte sich auf dem DRV-Fraud Prevention Day über aktuelle Betrugsmuster. Die Impressionen von der Veranstaltung hier in der Bildergalerie.
Mark Tantz, COO von DERTOUR, machte in seinen einleitenden Worten deutlich, warum die Reisebranche ein attraktives Ziel für Betrüger ist: Nach einem erfolgreichen Betrug gibt es kein physisches Produkt, das zurückgeholt werden kann. „Das Einfallstor ist in der Regel der Mensch“, betonte er. Hinzu komme, dass sich Veranstalter und Betrüger mit Hilfe der KI fortwährend ein Wettrüsten zwischen Schutzmechanismen und krimineller Kreativität lieferten. Umso wichtiger sei daher der Austausch: „Deshalb ist es entscheidend, dass wir voneinander lernen – denn am Ende wollen wir alle einfach Reisen verkaufen.“
Jan Oetting von Paymenttools beleuchtete beim Fraud Prevention Day des DRV Risikofaktoren und infrastrukturelle Schwachstellen im Zahlungsprozess: „Nur wer seine Kunden wirklich kennt, kann Betrug wirksam verhindern. Identität ist der Schlüssel zu maximaler Sicherheit im Handel.“ Besonders hob er die Gefahr durch Social Engineering hervor – ein Angriffsmuster, das in Kombination mit KI zunehmend zur zentralen Herausforderung wird. Die sichere Authentifizierung rückt damit immer stärker in den Fokus.
Patrick Coulomb von Y-Net knüpfte in einer Live-Demonstration genau hier an: Er zeigte eindrücklich, wie Betrüger vorgehen, um über soziale Netzwerke, über Datenkäufe im Darknet oder Phishing-Attacken an Informationen zu gelangen. KI-basierte Tools ermöglichen es, diese Daten gezielt für unterschiedliche Betrugsmaschen zu nutzen. Besonders aufschlussreich und anschaulich war dabei der Blick ins Darknet, wo deutlich wurde, wie hochprofessionell die dortigen Strukturen mittlerweile organisiert sind.
„Das Klischee vom Hacker im Hoodie am Schreibtisch ist überholt. Betrug geschieht heute in stark organisierten, professionellen Strukturen – das stellt uns vor enorme Herausforderungen“, betonte Björn Knoop vom Bundeskriminalamt. Er gab einen Einblick in die aktuelle Bedrohungslage: Cybercrime verursachte im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 178,6 Milliarden Euro. Knoop verwies dabei besonders auf die komplexen Hürden bei der Strafverfolgung, insbesondere bei international agierenden Tätergruppen und darauf, dass bereits kleine Gruppen oder Einzeltäter großen Schaden anrichten können.
Einen spannenden Impuls zum Thema „Non Agentic Commerce“ lieferte Carsten Muerl von Mastercard. Er hob hervor, dass sich Betrugsversuche zunehmend direkt auf den Menschen verlagern. Damit gewinnen Prozesse wie Authentifizierung und Tokenisierung bei Transaktionen an Bedeutung. Die Verhaltensbiometrie und KI-gestützte Betrugserkennungssysteme werden somit für Zahlungsdienstleister immer relevanter – ein Punkt, den Peter Lauth von Visa in seinem Beitrag weiter vertiefte.
Im abschließenden Gespräch mit Alexander Heil, dem Vorsitzenden des DRV-Betrugsausschuss, Maurice Aru von Schauinsland Reisen und Biray Gülay von DERTOUR wurden Sicherheitslücken aus Veranstaltersicht diskutiert. Besonderes Augenmerk lag auf den Risiken, die unter anderem durch Neobanken entstehen.
