Statement zur Reisewarnung für die Kanaren

Es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken

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Das ist erneut ein herber Schlag für die Kunden und die Reisewirtschaft. Die kanarischen Inseln sind derzeit bei den Reisenden sehr beliebt und auch für die nächsten Wochen gut gebucht, viele Kunden haben nach der Reisewarnung für die Balearen auf die Kanaren umgebucht.

Wieder einmal zeigt sich aber hier, dass eine klare und kluge Teststrategie der Bundesregierung notwendig ist. Denn es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken. So sind nur die Städte auf Gran Canaria und Teneriffa betroffen. Risikogebiete sollten möglichst zielgenau und differenziert ausgewiesen werden – ähnlich wie dies in Deutschland bereits auf Landkreisebene geschieht. So kann dem Infektionsgeschehen zielgenauer begegnet werden. Pauschale Warnungen werden den Realitäten in den Ländern nicht gerecht.
Zudem verfügen die Reiseveranstalter, Hotels und andere Dienstleister in der Touristik über detaillierte, mit den lokalen Gesundheitsbehörden abgestimmte, Hygienekonzepte.  Somit ist das Ansteckungsrisiko für Veranstaltergäste in der Regel niedrig.

Der Schlingerkurs der Bundesregierung bei Reisen ist schädlich. Er verunsichert Reisende und schadet der Reisewirtschaft. Dabei wird jetzt aufgerufen, auf Reisen in Risikogebiete zu verzichten. Noch vor knapp zwei Wochen hatte Gesundheitsminister Spahn bei der Einstufung Spaniens als Risikogebiet hervorgehoben, dass Reisen unter Beachtung der Hygienemaßnahmen möglich seien. Reisewarnungen seien kein Reiseverbot, so der Bundesgesundheitsminister. Es wird politisch mit Begriffen hantiert, die verunsichern und kaum zu unterscheiden sind: Reiseverbot, Reisewarnung, Risikogebiet, jetzt sogar noch ein Verzichtsappell nicht zu reisen. Wir brauchen stattdessen klare Regeln und eine klar erkennbare Strategie.

Die Reisewirtschaft erwartet von der Politik verlässliche Entscheidungen, die sich auf wissenschaftlich belegte, objektive Fakten stützen. Fakt ist, dass die klassischen Urlaubsländer und deren „Rückkehrer“ nachweislich nicht das Problem sind und im Vergleich in äußerst geringem Ausmaß Corona „mitbringen“. Dieses geht aus Daten der Flughäfen hervor, die freiwillige Rückkehrer testen. Auch die Zahlen des RKI belegen das ganz eindeutig. Auf Platz 1 der Corona-Infektionen aus dem Ausland steht Kosovo. Das ist kein klassisches Urlaubsland der Deutschen.

Vielmehr sind es individuelle Reisebewegungen, meist mit dem Auto, zu Freunden, zu Familien, Verwandten. Menschen verhalten sich mitunter falsch, halten die AHA-Formeln nicht ein, werden unvorsichtig – und stecken sich mit COVID-19 an. Das passiert im Inland, in Risikogebieten und auch in Ländern, für die keine Reisewarnung ausgesprochen wurde. Statt politisch sauber zu differenzieren, werden Urlauber, Geschäftsreisende und die ganze Reisewirtschaft pauschal zur Verantwortung gezogen. Noch mehr: Reisebüros und Reiseveranstalter werden durch Entzug der Geschäftsgrundlage bestraft. Das ist nicht verhältnismäßig und entbehrt wissenschaftlicher Grundlage.

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