Zur Bedeutung der Reisewarnung für Spanien

Drei Fragen an DRV-Präsident Norbert Fiebig

Aktuelles | Krisenmanagement | Politik | Reisebüros

Was bedeutet die Reisewarnung für Reisende?

Das Auswärtige Amt hat am Freitagabend eine Reisewarnung für Spanien erlassen. Betroffen ist ganz Spanien inklusive der Balearen mit Ausnahme der Kanarischen Inseln. Reisewarnungen enthalten einen dringenden Appell des Auswärtigen Amts, Reisen in ein Land oder in eine Region eines Landes zu unterlassen. Für Verbraucher bedeutet das in der Regel, dass sie ihre Reise kostenfrei stornieren oder umbuchen können. Wer vor Ort ist und die Heimreise antreten möchte, kann dies umgehend tun. Das gilt natürlich nur für Pauschalreisende, die sich am besten mit ihrem Reisebüro oder Reiseveranstalter in Verbindung setzen, falls sie nicht ohnehin schon kontaktiert wurden.

 

Wie ist die Gefahrenlage in Spanien einzuschätzen?

Wie groß die Gefahrenlage ist, können am besten das Robert Koch Institut und das Auswärtige Amt einschätzen. Eine Reisewarnung ist nach Angabe des Auswärtigen Amtes die höchste Warnstufe. Eine Reisewarnung wurde in den vergangenen Jahrzehnten sehr selten ausgesprochen und wenn, dann oft für Gebiete, in denen etwa bewaffnete Konflikte stattfanden oder die Gefahr von Terroranschlägen drohte. Nun gibt es aktuell eine Reisewarnung für über 160 Länder, auch für solche, wie z.B. Tunesien, die seit vielen Wochen sehr geringe Corona-Fallzahlen aufweisen und sehr erfolgreich im Kampf gegen die Pandemie waren. Daran sieht man aber schon, dass es hier zu einer gewissen Verwässerung des Begriffes gekommen ist.

 

Wie kann man differenzierter herangehen?

Differenzierte Betrachtungen der einzelnen Länder gibt das Auswärtigen Amtes aktuell nicht heraus – mit Ausnahme mehrerer Regionen in der Türkei. Das ist ein Problem. Denn es werden 160 Länder über einen Kamm geschoren. Der Reisebranche fehlt es an Planungssicherheit, aber auch für unsere Kunden ist es eine unbefriedigende Situation. Das Auswärtige Amt muss zu differenzierten Reise- und Sicherheitshinweisen zurückkehren. Damit können Regionen bzw. Länder genau betrachtet und beschrieben werden und Reiseveranstalter und alle Menschen, die reisen wollen, können eine faktenbasierte, verantwortungsvolle Entscheidung treffen.

Bei der Einschätzung der Gefahrenlage im Ausland sollte das Auswärtige Amt federführend sein. Der Gesundheitsminister hatte sich ja dahingehend geäußert, dass die Reisewarnung für Spanien nur als erhöhte Anforderung an Vorsicht und Hygiene gelesen werden könne. Eine sachgerechte Differenzierung zwischen Reisehinweisen und Reisewarnungen ist auch zukünftig dringend erforderlich, um Verunsicherungen bei Kunden und der Reisewirtschaft zu vermeiden.

 

Zurück Alle Pressemeldungen