DRV-Präsident Fiebig: „Das Ziel heißt klimaneutrale Mobilität“

Jahrestagung der Reisewirtschaft: Klimaschutz, Fachkräftesicherung und Corona stehen im Mittelpunkt

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„In Anbetracht des Klimawandels mit seinen sehr deutlichen Zeichen sage ich ganz klar: So können wir nicht weitermachen!“ – mit diesen deutlichen Worten beginnt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) Norbert Fiebig seine Rede zur DRV-Jahrestagung 2021 an der Costa Navarino auf dem Peloponnes. Damit kommt er unmittelbar auf eine der größten, wenn nicht die größte Herausforderung der Zukunft zu sprechen. „Das Ziel heißt: CO2-neutrale Mobilität“, so Fiebig. Denn der übergroße Anteil der schädlichen Emissionen beim Reisen entstehe durch die Mobilität – derzeit vor allem durch Flüge. „Das ist unsere Achillesferse – hier liegt aber auch der größte Hebel zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.“ Wichtig seien in diesem Zusammenhang die weitere Modernisierung der Flugzeugflotten, optimale Flugrouten – Stichwort Single European Sky – sowie vor allem der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen aus nachhaltigem Strom. „Die Politik muss durch eine klare Weichenstellung entschlossen dafür sorgen, dass die Entwicklungen in diesem Bereich schneller vorangetrieben werden“, fordert der DRV-Präsident. „Denn nur die klimaneutrale Mobilität sichert die Freiheit des Reisens dauerhaft.“

Auch die Reisewirtschaft könne und müsse deutlich mehr tun – auch wenn schon heute immer mehr nachhaltige, klimaschonende Angebote in den Markt gestellt werden. „Wir als Reisewirtschaft sind Teil des Problems, aber wir sind auch Teil der Lösung. Wir werden Transparenz schaffen und wir werden Reise mit einem nachvollziehbaren CO2-Abdruck versehen. Und wir wollen die Reisenden beraten. Darüber wie CO2 bei der Reise eingespart werden kann, aber auch über Kompensationsmöglichkeiten.“ Klar sei – so der DRV-Präsident: „Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif – und davon müssen wir auch die Reisenden überzeugen.“

Corona-Pandemie – noch keine durchschlagende Erholung

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Ergebnisse des zu Ende gehenden Touristikjahres 2020/21 (1.11.2020 bis 31.10.2021) ist aktuell noch keine Erholung in Sicht. Die Corona-Pandemie trifft die Branche das zweite Jahr in Folge besonders hart: „Wir sehen ein Umsatzminus von knapp 70 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona“, sagt der DRV-Präsident. „Auch wenn Sommer und Herbst eindeutig gezeigt haben, dass die Reiselust der Deutschen zurück ist.“ In diesem Zusammenhang macht Fiebig erneut den Einfluss politischer Entscheidungen auf das Buchungsgeschehen deutlich und mahnt die gebotene Sensibilität im Umgang mit der Reisewirtschaft an. „Wir brauchen Stabilität und Planbarkeit für unser Geschäft. Politische Verlässlichkeit ist dabei Grundvoraussetzung“, so der DRV-Präsident auch in Richtung der gerade entstehenden neuen Bundesregierung. Gleichzeitig bedankt sich Norbert Fiebig bei der Politik für die umfassende wirtschaftliche Unterstützung: „Ohne diese Hilfen würden wir heute hier nicht sitzen.“

Mit Blick in die Zukunft betont Fiebig: „Wir werden noch eine Weile auf Sicht fahren müssen und gleichzeitig alle Stellschrauben für den weiteren reibungslosen Restart bewegen müssen.“ Viele der Unternehmen hätten die Zeit der Krise bereits konsequent genutzt, um sich effizienter, schlagkräftiger und digitaler aufzustellen. „Damit sinkt auch die Krisenanfälligkeit – und das ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft.“

Fachkräftemangel durch Corona weiter verschärft

In Folge monatelanger Kurzarbeit, Angst um den Arbeitsplatz und unklarer Perspektiven für die Zukunft haben viele gute Touristikerinnen und Touristiker die Branche verlassen. In einer aktuellen DRV-Umfrage haben zwei Drittel der Reiseveranstalter und 50 Prozent der Reisebüros bestätigt, dass sie in der Pandemie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren haben, weil sich diese entschieden hätten zu gehen. „Neue Kräfte für unsere Branche zu begeistern, gestaltet sich in der aktuellen Situation äußerst schwierig“, so der DRV-Präsident. Laut DRV-Umfrage haben 60 Prozent der Befragten Probleme, offene Stellen neu zu besetzen. „Das ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft und die Frage lautet: Wie können wir diese Entwicklung stoppen, wie können wir ihr entgegenwirken?“ Entscheidend sei, was die Reisewirtschaft an Attraktivität in den Wettbewerb um guten Nachwuchs einbringen könne. „Die Ertragskraft unserer Geschäftsmodelle macht es nicht leichter. Zumindest was die Bezahlung angeht, können wir mit margenstärkeren Branchen nicht mithalten“, erläutert Fiebig. In Zukunft gehe es um Fragen der Organisation von Arbeit, um Führungsmodelle und Entlohnung aber auch um das Image und die eingeschätzte Zukunftsperspektive der Branche – und um Wertschätzung. „Wir wollen und werden den Reiz der schönsten Branche der Welt wieder selbstbewusster nach außen tragen. Wir müssen aber auch die sich ändernden Bedürfnisse der bei uns arbeitenden Menschen erkennen und berücksichtigen.“

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