„Krise für die Reisewirtschaft noch nicht gebannt!”

Hilfen für Unternehmen bis Ende 2021 sicherstellen – Test statt Quarantäne für einfache Risikogebiete beibehalten – Rahmenbedingungen müssen verlässlich sein

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Anlässlich des heutigen Wirtschaftsdialog Tourismus mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und dem Parlamentarischen Staatssekretär und Beauftragten der Bundesregierung für Tourismus und Mittelstand, Thomas Bareiß, dankte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), ausdrücklich für die umfassenden Hilfsmaßnahmen aus dem Wirtschaftsministerium. Mahnende Worte kommen von Fiebig in Bezug auf die neuerlichen Diskussionen um die Corona-Einreisebedingungen für nach Deutschland zurückkehrende Urlauber: „Die Möglichkeit, sich bei Rückkehr aus einem ‚einfachen‘ Risikogebiet, durch einen negativen Corona-Test von einer Quarantäne freitesten zu können, muss erhalten bleiben.“ Der DRV-Präsident erläuterte: „Die Branche hat die verstärkte Testung von Anfang an aktiv mitgetragen und durch den Aufbau der hierfür notwendigen Infrastruktur stark unterstützt. Und es ist ein erfolgreiches Konzept, das sehr gut funktioniert.“

In diesem Zusammenhang betonte Fiebig die Unsicherheiten, die durch solche Diskussionen der Politik in Bezug auf Reiserestriktionen und die Verlässlichkeit bestehender Regelungen stark geschürt werde. „Die Einstufung Portugals als Virusmutationsgebiete wird nicht ohne Folgen auf die Buchungsentwicklung bleiben“, sagt der DRV-Präsident. „Kein Reisender betritt derzeit ein Flugzeug ohne einen negativen Corona-Test, es sei denn er oder sie ist bereits vollständig geimpft oder genesen. Das hat sich bisher sehr gut bewährt. „Wenn die Politik hier nicht verlässlich bleibt, wird die gerade zart aufkommende Zuversicht der Unternehmer in unserer Branche wieder zunichte gemacht“, so Fiebig.

Auch wenn sich die Stimmung in der Branche aufgrund der positiven Buchungslage in jüngster Zeit kurzfristig aufgehellt habe und die Menschen endlich wieder ihre Reisewünsche realisieren möchten, so sei die Krise für die Reisewirtschaft doch bei weitem noch nicht gebannt. „Trotz der positiven Buchungsentwicklung der letzten Wochen darf nicht außer Acht gelassen werden, dass erst rund ein Viertel der Umsätze, die in einem ‚normalen‘ Jahr bis Ende Mai, Anfang Juni für den Sommer getätigt worden sind, in den Büchern der Unternehmen stehen. Auch Fernreisen sind in großen Teilen nach wie vor nicht möglich. Nicht zu vergessen: Das erste Halbjahr ist wirtschaftlich annähernd komplett ausgefallen – das wird für die Unternehmen nicht mehr aufzuholen sein“, so Fiebig.

„Unser internationales Geschäft hängt 1:1 an der Entwicklung und dem Umgang mit der Pandemie. Hier brauchen wir mehr Berechenbarkeit und Stabilität. Und wir brauchen eine differenzierte Betrachtung und Beurteilung der pandemischen Situation in den einzelnen europäischen und auch außereuropäischen touristischen Zielgebieten statt einer pauschalen Betrachtung eines ganzen Landes“, fordert der DRV-Präsident.

Klar ist, erläuterte der DRV-Präsident, dass die Lage, gerade für das Outgoing-Geschäft, nach wie vor überaus fragil ist und auch noch bleiben wird. „Solange dies der Fall ist, wäre es kaum zu verantworten, wenn der Bund die Sicherheitsnetze für die Unternehmen, die aus den genannten Gründen noch weitere Unterstützungsleistungen benötigen, Ende September einrollen würde - und wir am Ende doch noch vermehrt Insolvenzen sehen würden“, mahnt Fiebig. „Vor diesem Hintergrund müssen jetzt die verwaltungstechnischen Weichen gestellt werden, damit spätestens im September die Beschlüsse zur Verlängerung der Überbrückungshilfen trotz angespannter und teilweise paralysierend wirkender Wahlkampfzeiten rechtzeitig getroffenen werden können.“

Perspektivisch sollten laut DRV-Präsident, in Deutschland die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung zeitnah weiterentwickelt werden – weg von der ausschließlichen Orientierung an Inzidenzwerten. Das gelte nicht nur für die Reisewirtschaft, sondern für das gesamte Wirtschafts- und Gemeinwesen. Nur dann könne zukünftig eine gegebenenfalls auftretende hohe Volatilität bei den Einschränkungen, ein Rein und Raus, vermieden und eine zielgenauere Berücksichtigung der Belastungsgrenzen des Gesundheitswesens erreicht werden. „Die Wirtschaft und insbesondere auch die Reisewirtschaft brauchen in allen Bereichen berechenbare Rahmenbedingungen“, brachte es Fiebig auf den Punkt.

Zum Schluss dankte Fiebig dem Bundeswirtschaftsminister dafür, dass dieser sich bei seinem USA-Besuch für die Aufhebung der Reisebeschränkungen in die USA stark gemacht habe. „Das allein ist jedoch noch nicht ausreichend“, so der DRV-Präsident. „Die Bundesregierung muss den Prozess der Erleichterung von Reisen in Drittstaaten eindeutig strukturieren und vorantreiben. Es ist nicht klar, wer hier federführend ist. Das verkompliziert die Situation und deutsche Unternehmen haben das Nachsehen. Hier braucht es dringend eine klare Regelung der Zuständigkeit, damit die nächsten Schritte sehr zeitnah in die Wege geleitet werden.“

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